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Diese Geschichte ist eigentlich zu schön, um wahr zu sein. Und doch, sie ist wahr. Sie erzählt von einer langen Sommernacht im Jahr 1951, in der das letztverbleibende von 4 silbernen Rennfahrzeugen fit gemacht wurde (die anderen 3 Porsche 356 SL hatten die Testfahrten nicht überstanden). Sie handelt aber auch von tiefsitzenden Ressentiments – bedingt durch die Besatzungszeit des Zweiten Weltkriegs – gegenüber einem deutschen Team. Und sie erzählt von sportlichem Erfolg. Genauer: einem Klassensieg Porsche ist so etwas wie eine Traumfabrik. Mit vielen faszinierenden Orten, an denen höchst individuelle Träume geboren werden. Heute stellen wir eine kleine Dorfgarage vor, in der der Grundstein für die erfolgreiche MotorsportGeschichte des schwäbischen Sportwagenbauers gelegt wurde: Teloché, ein kleines Dorf nur wenige Kilometer vor Le Mans. Ein Ort, der eindrucksvoll belegt, dass Porsche schon immer Sportmade war. WO DER SIEG ANLAUF NAHM. SPORTMADE ANNO 1951: WIE PORSCHE IN TELOCHÉ EINE ZWEITE HEIMAT FAND. in der Wertung bis 1.100 cm³ und einem bemerkenswerten 20. Gesamtrang. Nicht bei irgendeinem Flugplatzrennen, sondern beim französischen Langstreckenklassiker schlechthin. Die Ereignisse markieren den Beginn einer Ära. Und den Start einer freundschaftlichen Beziehung. Als der Garagenbesitzer Georges „Jojo“ Després einen Teil seiner Werkstatt an das Porsche Team vermietet, wird er anfangs von Nachbarn und Kunden heftig kritisiert. Wie kann er nur Deutsche in den Ort holen? Aber das freundliche und bescheidene Auftreten der Crew ebenso wie das Achtungsergebnis beim XIX. 24-Stunden-Rennen von Le Mans verändern schnell die Stimmung. Beides bringt Porsche nicht nur in Frankreich, sondern auch international Sympathien ein. Porsche beschließt, wiederzukommen. Nicht nur für die erneute Teilnahme am Langstreckenklassiker in Le Mans, sondern auch in die Werkstatt von Després nach Teloché. Nicht zuletzt deshalb, weil die Lage für die Zuffenhausener Mannschaft geradezu ideal ist. Denn die Überführung der Autos zur Rennstrecke kann auf eigener Achse erfolgen, eine umständliche Verladung auf Anhänger oder Transporter ist überflüssig. Zudem existiert damals am Ende der Hunaudières-Geraden eine Art Hintereingang zum Rennkurs, wodurch die stauträchtige Hauptzufahrt gemieden werden kann. Mit dem Erfolg der 1950er und 1960er Jahre wächst auch die Zahl der Fahrzeuge und die Größe der Delegation, die Jahr für Jahr nach Teloché reist. Die Bewohner des Dorfes vermieten ihre Gäste-, Schlaf- und Kinderzimmer an Porsche und es entstehen über die Jahre viele Freundschaften. Nun verübelt es keiner im Dorf dem Team, wenn die Rennwagen bei Testfahrten morgens oder abends lärmend durch den Ort fahren oder erst nach Mitternacht vom Training zurückkehren. Im Gegenteil: In der Bar „Café des Sports“ von Madame Peschard steht morgens ab 7 Uhr das Frühstück bereit, und selbst wenn das Team spät von der Rennstrecke zurückkehrt, gibt es für die Porsche Crew noch ein Abendessen. Mit der Gruppe C und dem Porsche 956 beginnt Anfang der 1980er Jahre eine neue Ära des Rennsports, die einen deutlich höheren technischen Aufwand erfordert. Die Mechaniker arbeiten fortan direkt im Fahrerlager neben den Renntransportern. Heute ist die Porsche Rennwerkstatt in Teloché Geschichte. Aber die Bilder faszinieren mehr denn je. Eben weil sie von einer fernen Zeit erzählen, von der verlorenen Romantik der Motorsports. Aber sie ist noch da. In den Erinnerungen. In der Geschichte der Marke Porsche. Und in den wunderbaren Bildern, die sie für immer festhalten. TRÄUME UND TRÄUMER 35

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